Die anspruchlose Jatropha-Pflanze soll Biodiesel liefern

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Sie gedeiht auf noch so kargen Böden, könnte aber auch zu Monokulturen führen



"Sie wächst auf unwirtlichen Flächen, produziert Öl und produziert Arbeitsplätze", schildert Prof. Klaus Becker von der Universität Hohenheim die Vorzüge der tropischen Jatropha-Pflanze. "Sie ist gut, um Kredite im Bereich Kohlendioxid zu erzielen und sie kann in der Zukunft ein gutes Futtermittel produzieren. Und sie kann auch ein gutes Biopestizid produzieren, was möglicherweise in unseren biologischen Betrieben noch sehr positive Wirkungen erzielen wird."


"Der große Vorteil, Jatropha-Öl in Indien oder Entwicklungsländern einzusetzen, ist, dass Dieselkraftstoff mit hohem Schwefelanteil dadurch ersetzt wird und man so eine wesentlich niedrigere Luftverschmutzung erreicht", schildert Dr. Guido Reinhardt vom Heidelberger Institut für Energie- und Umweltforschung (Ifeu).






"Unter günstigen Bedingungen kann aus dem Jatropha-Öl auch Biodiesel für Europa produziert werden", bestätigt Raymond Jongschaap von der Universität des niederländischen Wageningen die Vorzüge der Pflanze. Aber der Agrarwissenschaftler warnt vor zu großen Erwartungen: Am ertragreichsten produziere Jatropha, wenn sie Wasser und Nährstoffe erhalte und vor Schädlingen geschützt werde. So könne die Produktion von Jatropha-Biodiesel dann doch zu Monokulturen, Wasserverschwendung und unkontrolliertem Pestizideinsatz führen, sogar den Lebensmittelanbau verdrängen. Aus Afrika kommen erste Berichte über Enteignungen, weil Energie-Konzerne für große Jatropha-Plantagen an das Land vieler Kleinbauern wollen.




Auch Anselm Duchrow von der deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit, die die Debatte um Jatropha und Biodiesel in Madrid organisiert hatte, sieht die Risiken. Aber es gebe auch gute Erfahrungen. Brasilien habe ein Ökolabel für nachhaltig produzierten Biodiesel eingeführt. Und Mali sei ein gutes Beispiel für eine rein lokale Nutzung der Biobrennstoffe, sagt der Agrarexperte. Um dieses Potenzial auszunutzen und gleichzeitig den Gefahren des Biotreibstoff-Booms zu begegnen, müsse die Staatengemeinschaft Verpflichtungen zur nachhaltigen Landwirtschaft eingehen.






"Früher haben wir im Monat mit ein bisschen Gemüse höchstens 3000 Rupien verdient, mit der Jatropha-Nuss machen wir mehr als 10.000", sagt Rajesh Kumar, Bauer in der indischen Provinz Gujarat, 100 Kilometer nördlich von Delhi.: "Und das Beste ist: Die Nuss ist völlig anspruchslos. Sie braucht keine Pflege und liefert trotzdem gute Ernten." 70 Prozent der Fläche Indiens sind Ödland, in denen nichts außer der Jatropha-Pflanze wächst. Sie gedeiht unter verschiedenen Klimabedingungen und braucht wenig Wasser.




Selbst die giftigen Reste von der Ölpressung kann man noch als Pestizid einsetzen. Aber vor allem liefert die Pflanze Biodiesel. Den Indern ist sie unter den Namen Ratanjot, Honge und Karania bekannt. Das unscheinbare Wolfsmilchgewächs Jatropha curcas besitzt enormes wirtschaftliches Potenzial, seit der indische Minister für Erdöl und Erdgas, Mani Shankar Aiyar, die künftige Bio-Diesel-Strategie der Regierung verkündete.






Seit dem 1. Januar 2006 soll in mehreren Schritten dieser Anteil bis auf 20 Prozent steigen. Die Produzenten des biologischen Treibstoffs beliefern staatliche Mineralölfirmen. "Während Indiens Öl- und Gasreserven begrenzt sind, ist das Potenzial zur Produktion von Bio-Diesel unerschöpflich", sagt der Minister. Der erneuerbare Treibstoff soll die Mobilität der modernen Gesellschaft auf Dauer sichern helfen. Jatropha-Plantagen können nach Schätzung der Regierung auf mindestens 13 Millionen Hektar Land angelegt werden. Auch Staatspräsident Abdul Kalam ist ein entschiedener Befürworter des Bio-Diesel.




Die von Daimler-Chrysler auf diesem Gebiet gemachten Erfahrungen müssten genutzt werden, sagt er. Der Autokonzern startete 2003 in Kooperation mit Wissenschaftlern der Universität Hohenheim und Indien das Projekt "Biokraftstoff von erodierten Böden in Indien". Dazu gehören Versuchsplantagen in den Bundesstaaten Gujarat und Orissa.






Ein Mercedes-Pkw, in der indischen Tochterfirma in Pune produziert, legte inzwischen mit einer Jatropha-Diesel-Beimischung von bis zu 20 Prozent ohne Probleme mehr als 6000 Kilometer zurück. Über den hohen wirtschaftlichen Nutzen des pflanzlichen Sprits sind sich Wissenschaftler, Ökonomen und Landwirte einig. Bisher muss Indien 70 Prozent seines Erdölbedarfs aus immer teurer werdenden Importen decken. Das Land will seine Abhängigkeit von fossilen Energiequellen verringern. Zugleich soll die Umwelt gewinnen, weil der Bio-Sprit weniger giftige Abgase erzeugt.




Anbau und Verarbeitung schaffen auf dem Land dringend benötigte Jobs. Der Regierungschef des ostindischen Bundesstaates Chhattisgarh, Raman Singh, ist überzeugt, dass vor allem landlose Bauern, Bewohner von Waldgebieten und Ureinwohner davon profitieren werden. Bis zum Jahr 2010 rechnet er mit 500.000 neuen Arbeitsplätzen allein in seinem Bundesstaat.




Auch die indische Eisenbahn - der größte Staatsbetrieb auf dem Subkontinent und Großverbraucher von fossilem Kraftstoff - unterstützt das Projekt, nachdem die ersten Tests mit ihren Dieselloks erfolgreich verlaufen sind. 2004 wurden auf Bahnland bereits 400.000 Jatropha-Setzlinge gepflanzt. "Wir investieren damit nicht nur in eine Technologie der Zukunft, sondern helfen auch dabei, die Vegetationsdecke zu erweitern", erläutert ein Sprecher von Northern Railways.

mehr Infos:
de.wikipedia.org/wiki/Jatropha

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